Dienstag, 20. August 2013

Ein Ausblick in die Zukunft

Es gibt im Leben ja viele Dinge, um die man sich Gedanken macht. In der Kindheit sind es die Spielmöglichkeiten, Wünsche an den Weihnachtsmann, wo Mama die Süßigkeiten versteckt oder die Frage, warum man kein Haustier bekommt. In der Jugend dreht sich alles um das andere Geschlecht, Hobbys, irrationale Berufswünsche und natürlich die Frage, wie man den nervigen Eltern am Besten entflieht.
Und später?
Momentan denke ich natürlich vorrangig daran, wie ich das Studium überlebe (im Moment sieht es ganz gut aus), dass ich unbedingt einen Schnitt von 2,5 haben will, um noch den Master ranzuhängen, denn die Zukunft sollte ja abgesichert sein. Worüber ich mir vorher noch gar keine Gedanken gemacht habe, war über das Alter. Pff Altersvorsorge? Pflegeversicherung? Quatsch. Darüber zerbreche ich mir doch jetzt noch nicht den Kopf. Später einmal. Wenn es wichtig wird.

Letzte Woche war ich bei meinem Großvater zu Besuch. Der Verdacht auf Demenz hat sich als Schlaganfall entpuppt, von dem er sich zuerst allerdings schon wieder erholt hatte. Er konnte sogar wieder ein paar Schritte gehen. Nun muss man wissen, dass mein Opa in früheren Jahren schon an Darmkrebs litt, und seit einigen Jahren sich mit Hautkrebs rumschlägt. Nun wurde nach dem Schlaganfall an seinem Bein ein größeres Krebsgeschwür einer seltenen Sorte entdeckt, das sich tief bis zum Knochen durchgefressen hatte.
Daran wurde er zwar nun operiert, ebenso an den Lymphknoten an der Leiste, aber danach ging es ihm nur noch schlechter. Natürlich ist man in solch einer Situation recht hilflos, besonders wenn man weiter weg wohnt. Letzte Woche konnte ich ihn dann aber doch mit meiner Mutter besuchen. Ich war allerdings sehr geschockt, da ich das Ausmaß nicht ganz so erwartet hätte. Ich habe meinen Opa merklich schlanker, leichenblass und abgedoped im Bett vorgefunden. Laufen kann er mit dem Bein nicht und den Rollstuhl selber nicht in Gang setzen, da vom Schlaganfall seine linke Seite noch eingeschränkt ist.
Meine Großeltern mussten aus ihrer kleinen Wohnung raus in eine Seniorenanlage mit betreuter Pflegeeinheit. Das heißt morgens kommt ein Pfleger und hilft meinem Opa aus dem Bett, kleidet ihn ein, wäscht ihn etc. Zum Glück wird die Pflege von der Krankenkasse bezahlt. Da mein Opa nun Pflegestufe II hat, stehen pro Monat 1.100€ für die Pflege zur Verfügung. Dazu zählt allerdings nicht die Wohnung.

Worauf ich eigentlich hinauswollte...
Meine Großeltern haben sich nie darum geschert, sich für das Alter abzusichern. Stattdessen haben sie "in den Tag hineingelebt". Das hat vielleicht bisher mit ihrer Rente auch gerade so funktioniert. Aber nun ist die Miete höher, das neue Auto muss noch abbezahlt werden und natürlich massenhaft neue Produkte für meinen Opa gekauft werden. Meine Oma war und ist mit der gesamten Situation vollkommen überfordert, und von dem Gedanken besessen, das Geld von der Pflege einzustreichen (wenn abends kein Pfleger kommt, sondern sie das macht, bekäme sie rund 300€ mehr im Monat). Als wir da waren, musste meine Mutter häufig dabei helfen, meinen Opa aus dem Bett in den Rollstuhl oder andersherum zu hiefen, oder eben beim Toilettengang auf den Toilettenstuhl. Dass das auf Dauer nicht geht, dürfte jedem klar sein, schließlich sind wir nicht immer da, wohnen weit weg. Meine Tante ist zwar vor Ort, hat aber auch einen Job und sechs Kinder zu versorgen, von denen drei noch im Haus wohnen. Es hat uns aber eine enorme Menge Kraft und Zeit gekostet, meine Oma davon zu überzeugen, die abendliche Pflege noch mit in Anspruch zu nehmen. (dadurch entfällt natürlich der monatliche Geldzuschuss, den sie für die Kombipflege erhalten hätte). Da sie aber aufgrund der Zahlung der Krankenkasse sich die Morgen und Abend-Pflege leisten kann, sollte sie die auch in Anspruch nehmen. Mal davon abgesehen, dass es die Dinge für meinen Opa wesentlich erleichtert, da er sich vor der Familie nicht entblößt fühlen muss und die Schmerzen durch die schnelle und professionelle Herangehensweise der Pfleger beim betten verringert wird.
Jetzt bekommt er jedenfalls die Pflege, die er braucht, und alle sind erleichtert. Nur meine Oma muss noch lernen, sich beim Einkauf einzuschränken und auf Markenprodukte zu verzichten.

Ich jedenfalls werde mir weiterhin fürs Alter etwas auf die hohe Kante legen. Denn man weiß ja nie, wann das Schicksal mal zuschlägt.


OT: Bis Sonntag "erhole" ich mich erstmal in Köln auf der Gamescom. Wahrscheinlich werde ich danach noch geschaffter sein, aber ich hoffe, ich werde so von Reizen überflutet, dass der Kopf endlich mal frei von Gedanken wird.

Die Spin