Dienstag, 20. März 2012

Alltagsbeobachtungen

Der Geruch von Schweiß liegt in der Luft. Ab und an findet eine kleine Duftwolke seinen Weg in meine Nase. Immer dann, wenn sich jemand hinter oder neben mir bewegt. Ich grüble, ob es wohl nur die Luftbewegung ist, die den Geruch in dem Moment zu mir trägt, und ob er gar an meinem Nachbar haftet. Oder von ihm ausgedünstet wird. Ich lehne mich zurück und versuche mich auf die kommenden 25min zu freuen. Doch bei jedem Stopp rempeln mich Leute an. Mal tragen sie blaue Jacken, schwarze Mäntel. Einige wagen sich sogar in pinken Leggins aus dem Haus. Manchmal verwundert mich das wirklich. Drei Stopps weiter. Ich fühle mich beengt. Links von mir sitzt eine korpulente Dame, wie immer an diesem Morgen. Irgendwie will außer mir niemand den Platz neben ihr ergattern. Hauptsache sitzen, lautet meine Devise um 7:30. Rechts von mir stehen die Menschen schlange. Wie Sardinen in der Büchse. ich fühle mich beengt. Dabei darf ich sitzen. Aber von links und rechts fühle ich mich eingekesselt. Die Beine haben keinerlei Freiheit. Vor mir ist die Fahrerkabine. Musik dringt nun an mein Ohr, und ich glaube für einen Moment, im Partybus zu sitzen. Denke kurz an die Szene in Iron Man, und hoffe inständig, dass wir im nächsten Moment nicht von einer Rakete getroffen werden. Mir entfährt ein leises Gähnen, dass ich, erzogen wie ich bin, versuche hinter meiner Hand zu verstecken. Trotzdem lässt es sich einer der Sardinen nicht nehmen, zu fragen: "Na...müde?" Ich kenne ihn nicht, habe ihn nie zuvor gesehen und fühle mich bestätigt, dass mir heute wieder "Quatsch mich an" auf der Stirn prangt. Dieser Satz taucht immer auf, wenn ich öffentliche Verkehrsmittel besteige, oder in der freien Natur auf Bänken und Steinen sitze. "Klar", antworte ich. Unverfangen. Ein Schweigen hätte ich unverschämt gefunden. Darf ich doch sitzen, und der arme Teufel muss stehen.Wir erreichen die Berufsschule. Ein wirklich amüsanter Ort aus beobachtener Sicht. Ich sehe hinaus, und entdecke mal wieder einen jungen Mann mit oraler Inkontinenz. Er rotzt ungeniert vor sich auf den Boden. Dann wieder...dann wieder. Innerhalb von einer Minute, die der Bus verweilt etwa 10 mal. Wieviel Spucke kann ein Mensch in dieser Zeit produzieren? Viel schlimmer finde ich das Mädchen neben ihm. Sie erreicht nicht seinen Rekord, aber ganze dreimal schafft sie schon. Rotzende Mädchen finde ich irgendwie abstoßend. Fast verträume ich den Moment mit meinen Gedanken, denn ich muss doch meine Sitznachbarin rauslassen. Kurz rufe ich den Sardinen rechts von mir ein :"Vorsicht, ich muss mich mal eben an euch quetschen", zu, ehe ich eben jenes tue, und der jungen Frau Platz mache. Sie kämpft sich tapfer durch die Büchse, den Ausgang klar vor Augen. Ich schwinge mich wieder auf den Sitz. Prompt nimmt eine Sardine neben mir Platz. Die Ex-Sardine von letzter Woche hatte sogar gefragt, ob der Platz frei sei. "Grad frei geworden", hatte ich geantwortet. Irgendwie hatte ihn das erfreut. Mein jetziger Sitznachbar ist aber von schlichterem und weniger heiterem Gemüt. Wir verbringen die restlichen 10min schweigend. Das passt mir auch ganz gut. Ich verbringe den Rest der Fahrt bis zur Uni damit, hinauszustarren. Nur kurze werde ich darin unterbrochen, als durch den Lautsprecher eine Stimme dröhnt. Russischer Akzent, ganz deutlich: "Bitte gehen Sie bis hinten durch. Bitte...danke...". Die Durchsage endet, aber ich sitze genau hinter dem Busfahrer. Er hat noch einen kleinen Zusatz: "dumme Studenten..." Ich muss grinsen und steige endlich aus. Angekommen.

1 Kommentar:

アイリーン hat gesagt…

Na dann kannst du dich ja richtig auf den Sommer freuen... ;)So ähnlich kannst du dir auch die Heimfahrten nach Biberstadt vorstellen. xD